Kreuzallergie

Wenn Sie Nahrungsmittel nicht vertragen
Kreuzallergien / Nahrungsmittelallergien


Kreuzallergien und Nahrungsmittel-Allergien


Im Prinzip können alle Lebensmittel eine allergische Reaktion hervorrufen.

Am weitesten verbreitet sind Allergien gegen Kuhmilch, Hühnereiweiß, Soja, Weizen, Erdnuss, Baumnüsse, Fisch, Krustentiere und Samen.
Es handelt sich um IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien.

Lebensmittelallergien treten oft auch als Kreuzreaktionen zu anderen Allergien auf. Wer beispielsweise unter Birkenpollenallergie leidet, kann auch allergisch auf Kern- und Steinobst, z.B. Kirschen oder Äpfel regieren.

Symptome


Symptome können nach Verzehr sofort (also nach Minuten oder bis zu einer Stunde), verzögert (nach mehrere Stunden) oder als Spätreaktion (über 12 bis 36 Stunden) auftreten.
Beschwerden können sein:

- Kribbeln in Mund, Lippen, Gaumen, Rachen oder Ohren,

- Juckreiz an der Haut,

- Urtikaria, Flush-Syndrom (Hitzegefühl und Rötung)

- Angioödem,

- gastrointestinale Symptome (z.B. Bauchschmerzen/Durchfall),

- Atemnot,

- Laryngospasmus (Verengung im Bereich des Kehlkopfes mit Atembeschwerden),

- Anaphylaxie,

- Rhinokonjunktivitis (Naselaufen / Augentränen).

Die Beschwerden können von gering bis stark ausgeprägt sein. Es kann nur ein Symptom auftreten, aber auch mehrere gleichzeitig oder in Folge.

Anaphylaktische Reaktionen werden am häufigsten bei Erdnussallergien beobachtet.


Erdnuesse
Im Kindesalter ist die Allergie gegen Erdnüsse häufig. Etwa 1% der Kinder in Deutschland haben eine Erdnussallergie.

Kreuzallergien


Lebensmittelallergien treten oft auch als Kreuzreaktionen zu anderen Allergien auf.

Wer beispielsweise unter einer Birkenpollenallergie leidet, kann auch allergisch auf Kern- und Steinobst (z.B. Kirschen oder Äpfel), Nüsse, Kiwi, Avocado, Litschi und Artischocke reagieren.
Bei Apfel-Allergien sollte man wissen, dass rotfleischige Äpfel (z.B. Redlove, Red Moon) und alte Apfelsorten besser vertragen werden, als neue Züchtungen. Auch lang gelagerte Äpfel werden schlechter vertragen, da im Zuge der Lagerung die Konzentration des Allergens Mal-d-1 in den Früchten zunimmt.

Kreuallergien zur Gräser- und Roggen-Allergie können bei Erdnüssen, Kamille und Soja auftreten.

Bei Beifuß-Allergie sind es oft Tomaten, Sellerie, Melone oder Gurke.

Nicht jeder Pollenallergiker entwickelt Kreizallergien. Manche haben keine Beschwerden.

Die allergene Potenz der einzelnen Nahrungsmittel ist recht unterschiedlich.
Besonders potente Allergene sind enthalten in Fisch, insbesondere Seefisch, Schalentieren, Nüssen, Hülsenfrüchten und Sellerie.

Die Häufigkeit von Allergien auf solche Lebensmittel hängt auch von den Essgewohnheiten eines Kulturkreises ab und variiert demzufolge zwischen den geographischen Regionen.

Häufigste Nahrungsmittelallergie Japans ist die Fischallergie, während bei uns die Milch- und Eierallergie an der Spitze liegen.


mögliche Kreuzallergien:

Allergie auf: mögliche Kreuzallergien:
Pollen: Birke, Erle, Hasel, Pappel Erdnüsse, Haselnüsse, Mandeln
Apfel, Kirsche, Kiwi, Pflaume
Karotte, Sellerie, Kümmel, Fenchel, Koriander, Kartoffel (roh)
Gräserpollen Getreide (Rpggen. Hafer. Weizen)
Erdnüsse, Soja, Tomaten,
Ananas
Getreidepollen: Hafer, Roggen, Weizen Getreidemehl, Mais, Reis, Erdnüsse, Erbsen, Soja
Kräuterpollen: Beifuss, Nessel, Wegerich Karotten, Sellerie, Paprika,
Anis, Curry, Kümmel
Latex: Gummihandschuhe, Kondome Avocados, Bananen, Kiwi, Mango,
Sellerie, Tomaten, Kartoffel (roh)
Ficus benjamin (Birkenfeige)
Hausstaubmilben andere Milbenarten, Küchenschaben,
Krebse. Krabben, Shrimps
Allergie auf: mögliche Kreuzallergien:
Interessant: Birkenpollen – Soja

Bei 10% der Birkenpollenallergiker tritt gleichzeitig eine Allergie gegen Soja auf.
Der Grund dafür besteht in der ähnlichen Struktur des Birkenpollenproteins Bet v 1 und dem Sojaproteins Gly m 4.
Es handelt sich um eine sekundäre Nahrungsmittelallergie, meist mit einer lokalen Symptomatik wie Schwellungen im Mund, auch Atembeschwerden oder urtikariellen Hautveränderungen.

Da das Sojaprotein bei Hitze zerstört wird (thermolabil), können gekochte Sojaprodukte meist problemlos vertragen werden.
Liegt eine primäre Sojaallergie vor, also eine Sensibilisierung gegen die Speicherproteine Gly m 5 & 6, bei der meist Darmbeschwerden auftreten, nützt Erhitzen meist nichts. Diese Proteine sind thermostabil.

Diagnostik


Haben Sie Pollenallergie, kann man bei typischen Beschwerden auf die Ursache schließen. Hierbei hilft ein Allergietest, z.B. ein Pricktest weiter.

Schwierig ist es, wenn der Patient auf ein ihm unbekanntes Lebensmittel regiert, wie es zum Beispiel beim Essen in einem Restaurant vorkommen kann.
Der Betroffene sollte sich genau beobachten und ein Tagebuch führen, in dem die gegessenen Speisen und Symptome vermerkt werden.

Kann man das Lebensmittel eingrenzen, ist ein Scratch- oder Reibetest möglich, aber auch ein Provokationstest.

Auch eine Eliminationsdiät, bei der das verdächtige Nahrungsmittel z.B. zwei Wochen weggelassen wird, kann hilfreich sein.

Nicht zu empfehlen sind Suchteste im Blut. Dabei können viele falsch positive Ergebnisse auftreten. Das bedeutet, im Blut sind zwar Antikörper gegen ein bestimmtes Lebensmittel nachweisbar, doch hat der Patient bei diesem Lebensmittel keinerlei Symptome - also auch keine Allergie

Verlauf


Im Kindesalter sind Allergien auf Kuhmilch, Hühnereiweiß und Erdnüsse besonders häufig.

Aber nicht jedes Symptom ist auf eine Allergie zurückzuführen.

Zum Beispiel glauben Umfragen zufolge bei den unter 18jährigen 3% bis 6%, sie litten unter einer Kuhmilchallergie, aber nur für 0,6% trifft das auch zu. Eine Intoleranz, z.B. eine Laktoseintoleranz, die ähnliche Symptome macht, ist keine Allergie und hat andere Ursachen.

Aber nicht alle Nahrungsmittelallergien, die im Kindesalter auftreten, müssen nicht das ganze Leben bleiben:
Das Problem löst sich in vielen Fällen mit der Zeit von selbst. Die Hälfte der Kinder, mit Hühnereiweiß- und Kuhmilchallergie verlieren diese nach ungefähr einem Jahr wieder.
Schlechter sieht es bei der Erdmussallergie aus: Hier entwickeln im Verlauf von drei Jahren nur 20% der Patienten von allein eine Toleranz
Auch die Symptome einer Allergie auf Wallnüsse (bei etwa 3% der Europäer vorhanden) bessern sich oft mit zunhemndem Alter. So wurden in einer Studie schwere Allgemeinsymptome bei allen Kindern mit Erdnussallergie unter 14 Jahre gesehen, bei Kindern über 14 Jahre in 38% nur noch milde Symptome. (Ballmer-Weber et al.)

 



Viele Pollenallergiker vertragen kein Kernobst, wie zu Beispiel keine Äpfel oder Kirschen

Therapie 1: Vermeiden


Als Therapie wird ein sorgfältiges Vermeiden der allergischen Nahrungsmittel empfohlen.
Doch das ist nicht immer möglich.
Deshalb sollen betroffene Patienten ein Notfallset mit sich führen, dass im Ernstfall die Symptome schnell lindern soll.

Von großem Vorteil für Allergiker ist die am 26. November 2007 in Kraft getretene EU - Richtlinie 2007/68/EG (Überarbeitung von 2003/89/EG) über die Etikettierung verpackter Lebensmittel.

Die 14 häufigsten Verursacher von Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten müssen im Zutatenverzeichnis jedes Lebensmittels aufgelistet werden.

Es besteht Deklarationspflicht für alle Erzeugnisse, die unter Verwendung der in der Liste aufgeführten Lebensmittel hergestellt wurden oder im Endprodukt - unabhängig von der Form - enthalten sind.
Das gilt auch, wenn sie nur als Trägerstoff oder als Lösungsmittel eingesetzt werden.


Liste der 14 Zutaten, die zu deklarieren sind:

1. glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder deren Hybridstämme) und daraus gewonnene Erzeugnisse

2. Krebstiere und Krebserzeugnisse

3. Eier und -erzeugnisse

4. Fisch und -erzeugnisse

5. Erdnüsse und Erdnusserzeunisse

6. Sojabohnen und daraus gewonnene Erzeugnisse

7. Milch und -erzeugnisse (einschließlich Laktose)

8. Schalenfrüchte, d.h. Mandeln, Pistazien, Hasel-, Wal-, Kaschu-, Pekan-, Para-, Makadamia- und Queenslandnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse

9. Sellerie und -erzeugnisse

10. Senf und -erzeugnisse

11. Sesamsamen und -erzeugnisse

12. Schwefeldioxid und Sulfite (Konzentration mehr als 10mg/kg oder 10mg/l), ausgedrückt als SO2

13. Lupinen und daraus gewonnene Erzeugnisse

14. Weichtiere und daraus gewonnene Erzeugnisse

Therapie 2: Ursache behandeln


Falls möglich, sollte eine Hyposensbilisierung durchgeführt werden.
Sehr gute Erfahrungen hat man zum Beispiel bei Kreuzallergien von Birkenpollen mit Kern- und Steinobst wie Äpfel oder Kirschen.

Eine Hyposensibilisierung führt z.B. der HNO-Arzt durch.


Schwieriger ist das bei reinen Allergien auf Nahrungsmitteln.
Eine neue Form der Therapie stellt hierbei die orale Immuntherapie (OIT) dar. Statt Vermeidung werden die Patienten an kleine Mengen von Zubereitungen einzelner Allergene gewöhnt.
Ein ähnliches Prinzip kennt man bereits von der Therapie einer ASS-Intoleranz.
Nach einer über Wochen dauernder Aufdosierung, nimmt der Patient dann über drei bis 5 Jahre eine tägliche Erhaltungsdosis zu sich.

Der Erfolg ist in Studien aber begrenzt: Bei 27% bis 50% der Patienten kann eine Besserung im Provokationstest nachgewiesen werden.
Möglicherweise kann der Erfolg durch gleichzeitige Einnahme von Omalizumab (monoklonaler Anti-IgE-Antikörper, der zur Behandlung von schwerem allergischen Asthma und Urtikaria zugelassen ist), und Probiotika (Lactobacillus thamnosus) verbessert werden.
Bisher ist aber noch kein Präparat zur OIT zugelassen (Stand 2019). Die Zulassung eines Präparates gegen Erdnussallergie steht aber bevor. Dieses könnte die Toleranz gegenüber Erdnüssen deutlich steigern.


Prinzipell macht eine Therapie gegen Erdnussallergie auch Sinn, da diese meist eine schlechtere Prognose hat, starke Symptome hervorruft und nur selten im Laufe des Lebens von allein verschwindet.
0,5 – 1% der Kinder in Deutschland haben eine Erdnussallergie. Bei ca. 20% bildet sich die Allergie spontan zurück.
Nun kann man von der Therapie leider nicht erwarten, dass danach keine Beschwerden mehr auftreten werden. Für Betroffene, die bereits bei Spuren von Erdnüssen mit starken Reaktionen reagieren, ist es aber bereits eine Erleichterung, wenn diese milder ausfallen. Das nimmt ihnen die Angst vor einer anaphylaktischen Reaktion und bessert die Wirksamkeit der Medikamente.

Interessant ist auch folgende Beobachtung: Kinder mit Ekzemen entwickeln seltener eine Erdnussallergie, wenn sie mehrmals pro Woche über einige Jahre eine gewisse Menge Erdnussprotein aßen, als jene, die das Allergen strikt vermieden. (Deutsches Ärzteblatt 40, 5. 10. 2018,S. A1754ff.)

Eine aktuelle Studie mit einem oralen Immuntherapeutikum aus Erdnüssen zeigte Besserung in 67,2% der Probanden. Allerdings bei 14% zeigte sich kein Effekt oder es kam zu starken Nebenwirkungen (Anaphylaxie). Und beim Erwachsenen wurde keine signifikante Wirkung gefunden. (Dtsch Arztebl 2019; 116(1-2): A-30 / B-26 / C-26)

(3/2019)